Meine Arbeit als Fußball-Trainer
Zwischen 2017 und 2020 habe ich die U11/U13 des ASV/DJK Eppelheim trainiert.
Motivation
Meine beiden Jungs haben im Bambini-Alter mit dem Fußballspielen begonnen. In den ersten Jahren war ich als Zuschauer bei fast all ihren Spielen dabei ... es hat mir einfach Spaß gemacht. Als dann ein Co-Trainer bei Jonas gesucht wurde, konnte ich einfach nicht nein sagen und wollte es versuchen.
Herausforderungen
Schnell mußte ich allerdings feststellen, daß die Anforderungen an einen Trainer im unteren Jugendbereich (Alter 8-9 Jahre) und die Methoden auch einfach andere sein müssen. Einerseits sind die Kinder sind noch nicht so konzentriert bei der Sache und können nicht lange zuhören. Andererseits gibt es extreme Unterschiede in den Fähigkeiten ... während die einen schon Tricks wie Messi drauf haben und das Spielverständnis eines Jugendlichen, sind andere noch dabei Gänseblümchen während des "Liga-Spiels" zu sammeln. Im Breitensportverein muß man diese beiden Extreme unter einen Hut bringen.
Ich begann sehr motiviert, machte mir ein Konzept, überlegte mir einen Schwerpunkt (Pass- und Laufspiel ... Passen ... Laufen - das Mantra der kommenden 3 Jahre) und bereitete mich gewissenhaft auf das Training vor, damit ich ohne großen Zeitverlust, mein mein Pensum durchzuziehen konnte. Das war mein Plan. In den ersten Monaten kam ich fast immer schlecht gelaunt vom Training nachhause ... mein Plan war nicht aufgegangen ... nicht mal die Hälfte des Plans konnte ich umsetzen. Mein Plan war ohne die Kinder gemacht ... mit den Fortgeschrittenen konnte ich mein Training "durchziehen" ... die anderen waren leider komplett überfordert, hatten kein Spaß und störten "mein" Training.
Wir Trainer waren zu dritt - irgendwann beschlossen wir, in jedem Training zwei Trainingsgruppen (Fortgeschrittene + Anfänger) zu machen und die Übungen darauf abzustimmen. So ging ich dann mit passenden Übungen und geringeren Erwartungen in die Anfängergruppe und kam besser gelaunt nachhause. Da ich - trotz meines Co-Trainer-Status - auch die Fortgeschrittenen trainieren durfte, konnte ich mich auch in diesem Bereich ausleben. Ich erinnere mich noch sehr gerne an das erste Spiel (nach 9 Monaten als Trainer) als ich zum ersten mal "mein" Spielsystem im Liga-Spiel gesehen habe. An dem Tag war ich der glücklichste Trainer der Welt und war umso motivierter in den kommenden Wochen. Doch im nächsten Liga-Spiel war das alles schon wieder vergessen und so "gurkten" wir uns weiter durch die Saison. Glücklicherweise war meine Mannschaft eine der besten im Kreis und so waren wir dennoch sehr erfolgreich. Aber ich wollte einfach mehr.
In den kommenden beiden Jahren entwickelten sich einige Spieler sehr gut weiter, andere stagnierten und wurden teilweise sogar schlechter. Die Leistungen waren extrem schwankend und so kann ich jedem Trainer nur eins mitgeben: Geduld.
Man muß einfach akzeptieren, daß Fußball ein komplexes Spiel ist. Die Technik ist noch der einfach zu erlernende Teil - das Spielverständnis zu entwickeln und die "richtigen" Entscheidungen zu treffen ist MEGA-schwierig. Hier muß man viele Fehler machen (dürfen) bis man besser wird und mehr richtige als falsche Entscheidungen trifft. Zudem kommen die Spieler mit unterschiedlichen Erwartungen - während es für die einen nur ein Zeitvertreib ist, um ein bisschen Bewegung zu haben, träumen andere von der Karriere und liefern auch entsprechende Leistung ab. Im Breitensportverein hat man auch nicht die Wahl, welche Spieler ins Training kommen dürfen ... jeder ist willkommen. In einem NLZ kommen nur die talentierten, motivierten und wenn Disziplin, Verhalten, Leistung nicht mehr passen, dann ist mal halt raus. Insofern gibt es hier andere Anforderungen an den Trainer.
Auf einer sehr beeindruckenden Trainer-Fortbildung bei der TSG Hoffenheim sprach der Referent von der Wagniskompetenz, in der man eigene Fähigkeiten, Risiko und erhoffter Gewinn gegeneinander abwägen muß. Das müssen die Kinder lernen und deshalb müssen sie zunächst mal viele Fehler machen dürfen.
Fortbildung
Wie in vielen anderen Bereichen habe ich mich hier weitestgehend autodidaktisch weitergebildet.
Vom DFB wird in den Stützpunkten immer mal wieder eine Fortbildung angeboten - ebenso bei SV Sandhausen als auch bei der TSG Hoffenheim. Diese sind teilweise sehr gut und man kann immer etwas für das eigene Training mitnehmen. Zudem hat man den Austausch mit anderen Trainern und kann auch mal das ein oder andere Freundschaftsspiel vereinbaren.
Neben den Präsenzveranstaltungen wird Online-Material angeboten, in dem man stöbern kann, um das eigene Konzept zu entwickeln und entsprechende Übungen zusammenzustellen.
Online-Quellen
Funino - Horst Wein
Best-Practices
Vorbild-Sein
Als Trainer sind wir Vorbilder für unsere Spieler. Deshalb müssen wir ganz besonderen Wert auf Respekt und Verhalten legen. Schiedsrichter sind auch nur Menschen und machen Fehler (meistens machen sie ihre Sache aber sehr gut) .... genauso wie wir am Spielfeldrand und die Spieler auf dem Platz.
Es geht bei uns doch nicht darum jedes Spiel zu gewinnen, sondern nach jedem Spiel besser zu werden. Deshalb müssen wir die eigenen Fehler analysieren und entsprechende Trainingsmethoden entwickeln, um die Spieler zu verbessern. Fehler machen muß jeder und aus Fehlern lernen ist eine der wichtigsten Eigenschaften im Leben ... auch das müssen wir als Trainer unseren Spielern vermitteln.
Wenn der Gegner gewinnt - gratuliere ihm und wünsche ihm für die Zukunft weiterhin viel Erfolg (auch wenn Du beim nächsten mal gewinnen willst).
Geduld - nicht zu viel wollen
oben schon motiviert
Sprache
Die Fußballsprache ist nicht genormt und die Kinder wissen i. a. nicht was Du als Trainer mit "fallenlassen" meinst. Hier sollten alle Trainer die gleiche Sprache sprechen und auch im Training anwenden. So klappen die Anweisungen im Spiel dann auch viel besser.
Wiederholung von Übungen
Bis die Gruppe eine neue Übung verstanden hat dauert es eine Weile - manchmal braucht es einige Trainings, um die Übung zu beherrschen und tatsächlich eine so hohe Wiederholungszahl zu erreichen, daß es man Fortschritte macht. Denn es gilt die 5000er Regel.
Fordern heißt fördern
... aber überfordern bringt auch nichts.
Die Kinder sollten in Gruppen trainieren, die nicht die einen überfordern und die anderen unterfordern. Wenn das Leistungsgefälle zu groß ist, würde ich sie trennen ... aber die Gruppen immer wieder neu machen. Jedes Kind sollte die Chance haben auch in die besser Gruppe kommen zu können.
Die Kinder wissen meistens eh relativ gut einzuschätzen wo sie im Vergleich zu den Mitspielern stehen. Das hat also nichts mit Abwertung, sondern mit gezielter Förderung zu tun.
Fazit
Nach nun 3 Jahren habe ich viel gelernt. Es hat viel Spaß gemacht und wir hatten auch viel Erfolg (in 5 Spielzeiten: 3 mal 1. Platz, 1 mal 2. Platz, 1 mal 4. Platz).
Allerdings ist die Arbeit als Trainer auch mit viel Zeitaufwand verbunden. Vor- und nach jedem Training muß man alles vor- und nachbereiten ... Trainingsideen entwickeln (nichts ist frustrierender als eine Übung, die nicht rund ist - viele Wartezeiten, Spieler/Bälle an falscher Position), aufräumen, mit den anderen Trainern absprechen, mit der Jugendleitung absprechen, mit den Eltern sprechen, Spieltage organisieren, als Schiedsrichten fungieren, ... Bei den Hallenspieltagen habe ich teilweise das ganze Wochenende in der Halle verbracht ... Adventszeit war dann häufig am Spielfeldrand.
Ich habe das Traineramt übernommen, weil ich so auch meinen eigenen Sohn fördern und viel Zeit mit ihm und seinem Bruder (der auch oft bei den Spielen dabei war) verbringen konnte. Ich selbst hatte nicht die Absicht, Karriere als Trainer zu machen ... es war von Anfang an auf Zeit angelegt.
Vielleicht trainiere ich irgendwann die Kinder meiner Kinder ...
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